Bremer Grün-Gold- Club erneut das Maß aller Dinge

B-Team wird Fünfter

Das A – Lateinteam des Grün-Gold-Club Bremen gewann erneut die Deutsche Meisterschaft der Formationen in den lateinamerikanischen Tänzen. Einmal mehr dominierten die Bremer das Starterfeld und ließen von Beginn an keinen Raum für Spekulationen, wer außer ihnen Anwärter auf den Pokal sein könnte. Mit fast zwei Punkten Abstand auf den Zweitplatzierten, dem A Team des Blau-Weiss Buchholz dominierte die A – Lateinformation des GGC das Geschehen und stand zum 19. mal, davon das 17. mal in Folge bei den nationalen Titelkämpfen ganz oben auf dem Siegerpodest.

Meistertitel von Beginn an im Fokus

Foto: Volker Hey

Nach einer soliden Vorrundenleistung am frühen Nachmittag steigerte sich das Team vom Meistertrainerpaar Roberto und Uta Albanese und Co - Trainer Sven Emmrich über die Zwischenrunde bis hin zum Finale, das kurz vor 23 Uhr ausgetragen wurde. In dieser Endrunde begeisterte das Team die ca. 5.000 Zuschauer in der Ludwigsburger MHP Arena sowie zahllose Zuschauer, die weltweit via Livestream online zugeschaltet hatten, mit einer nahezu fehlerfreien Chorografie. In dieser Saison hat das A-Team, das aus acht Paaren und drei Ersatzpaaren besteht, sechs, teilweise recht junge Neuzugänge in seinen Reihen, die das erste Mal die Farben des Grün-Gold-Club auf einer Meisterschaft vertraten. Roberto Albanese war voll des Lobes über diese „Kids“ die dem Erwartungsdruck Erster werden zu müssen standhielten und ablieferten. Die aktuelle Kür ist eine Weiterentwicklung der Erfolgsnummer „Freedom & Peace“, mit dem das Team im Vorjahr nicht nur Deutscher Meister, sondern anschließend in Hongkong Weltmeister wurde. Mit der Neuauflage von „Freedom & Peace“ zu den Musiktiteln: „Standup“ von Cynthia Erivo, „Freedom! „90“ von George Michael, „Man in the Mirror“ von Michael Jackson, „Think“ von Aretha Franklin, sowie „Baraye“ der Ballade vom iranischen Musikers Shervin Hajipour, die seit 2022 zur Hymne der Proteste im Iran mutierte, hat Cheftrainer und Choreograf Roberto Albanese die Kür noch anspruchsvoller gestaltet und mit zahlreichen tänzerischen und choreografischen Höhepunkten gespickt.

Auch das B-Team konnte punkten

Foto: Volker Hey

Eine eindrucksvolle Demonstration seiner Vormachtstellung bewies der Grün-Gold-Club Bremen auch mit seinem Nachwuchsteam. Das B-Team des GGC war nach seinem Aufstieg in die 1. Bundesliga ebenfalls am Start, so dass der GGC in diesem Jahr bundesweit der einzige Tanzsportverein ist, der zwei Mannschaften in der ersten Bundeliga ins Rennen schickt. Die B – Mannschaft unter der Leitung von Trainer Angelo Adler und Co – Trainer Lars Tielitz von Totth tanzt zu der überarbeiten Erfolgschoreografie "Music is the Key“ mit der das A -Team 2019 nationale und internationale Erfolge feierte. Das junge Team hatte sich in diesem Sommer als Gewinner der 2. Bundesliga Nord für das Aufstiegsturnier in Weinheim qualifiziert und dort den Aufstieg in die 1. Bundesliga erreicht. Es ließ bei der deutschen Meisterschaft etablierte Teams hinter sich und erreichte mit Platz fünf den Anschlussplatz zum Finale. Das ist eine großartige Ausgangsposition für die kommende Bundesliga – Saison, um den Tabellenplatz zu halten oder sogar zu verbessern und den Klassenerhalt im Oberhaus der Formationen zu sichern.

Der Wettkampftag dauert über 17 Stunden

Foto: Volker Hey

Der Wettkampftag der Formationstänzer:innen beginnt am frühen Morgen, oft schon ab 6 Uhr, da die Frisuren der acht Damen sorgfältig erstellt werden, damit sie die folgenden  Stunden schadlos überstehen. Danach geht es für die Teams zur Stellprobe am Veranstaltungsort. 15 Minuten stehen laut Regelwerk jeder teilnehmenden Mannschaft zur Verfügung. Es gilt Orientierungspunkte festzulegen, die dem Team helfen die geforderten Bilder, also Reihen, Kreise und viele weitere, möglichst klar erkennbare Bilder, auf das Parkett zu bringen. In dieser Stellprobe muss die Choreografie der Turnierleitung, einmal in voller Länge präsentiert werden, da diese prüft, ob die Kür dem gültigen Regelwerk entspricht. Nach einer Videoanalyse, in welcher die Trainer mit der Mannschaft die Saalprobe und letzte Anweisungen geben, bleibt nur noch wenig Zeit um das Makeup zu erstellen, damit die gewünschte Fernwirkung auch für die Zuschauer in den oberen Rängen hat.

Die Vorbereitung auf die Vorrunde startet eine Stunde vor dem ersten Auftritt mit dem Aufwärmprogramm, in welchem das Team gemeinsam die Muskulatur lockert und sich mental auf den ersten Durchgang vorbereitet. Trainer und Physiotherapeuten kümmern sich individuell um letzte Blessuren oder Befindlichkeiten der Aktiven, bevor es nach einer letzten Ansage des Trainers das erste Mal in dieser Saison an den Start geht. Als Titelverteidiger und potenzieller Favorit steht man besonders im Fokus und unter dem besonderem Erwartungsdruck des Publikums und der Jury. Für neue Teammitglieder ist es eine Herausforderung, in diesem Eliteteam zu bestehen und die Erwartungen, die in sie gesetzt werden zu erfüllen. Dies ist nicht nur eine Frage der sportlichen Fitness, denn ein Durchgang dauert sechs Minuten, in denen in Hochgeschwindigkeit und tänzerische Präzision gefordert sind, sondern auch eine mentale Stärke, um eventuelle Missgeschicke zu minimieren und unbeeindruckt weiter zu tanzen. Der mentale Druck, dass man einem Fehler nicht nur selbst die Meisterschaft verliert, sondern auch die anderen Teammitglieder um den Erfolg bringt, kann lähmend sein.

Anschließend geht es zur Videoanalyse der Vorrunde, in welcher für die kommende Abendveranstaltung weitere Feinabstimmungen besprochen und eventuelle Fehler analysiert werden. Nach einem leichten Essen startet die Abendveranstaltung, die ab 19 Uhr beginnt. Jetzt heißt es, wieder hellwach zu sein und sich zu 100 % auf den nächsten Durchgang zu konzentrieren. Erst nach 22 Uhr, also zu einer Zeit, zu der der Biorhythmus eines Menschen bereits in den Nachtmodus geschaltet hat, beginnt das Finale. Jetzt kommt es drauf an, dass man hellwach und bereit ist die absolute Topleistung zu zeigen, denn diese sechs Minuten, auf die man ein fast ein Jahr hingearbeitet hat, entscheiden zwischen Sieg und Niederlage.

Nach einem Turniertag von über 17! Stunden, in denen man eine mentale Achterbahnfahrt zwischen maximaler Anspannung und schneller Entspannung durchlebt und kraftzehrenden Durchgängen, die jeweils 6 Minuten eine sportliche Höchstleistung verlangen, erfolgt dann abschließend das Urteil der Wertungsrichter.

Text: Sabine Hey

Deutsche Meisterschaft Formationen Latein 2024
1. Grün-Gold-Club Bremen A (34,25)
2. Blau-Weiss Buchholz A (32,37)
3. TSG Bietigheim A (31,67)
4. TSC Residenz Ludwigsburg A (30,38)
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5. Grün-Gold-Club Bremen B
6. 1. TC Ludwigsburg A
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7. TSC Rot-Gold Casino Nürnberg A
8. TSG Badenia Weinheim A