GGC Bremen wird zum insgesamt 13. Mal Deutscher Meister

Bericht im Weser-Kurier zur DM (Ruth Gerbracht)

Der Grün-Gold-Club Bremen hat sich bei der DM der Lateinformationen erneut den Titel gesichert. „Jeder Titel ist besonders“, sagt Trainer Roberto Albanese.

Es war ein quälendes Ausharren. Die Lateinformation des Grün-Gold-Club Bremen eröffnete als erstes Team das Finale der Deutschen Meisterschaften und dann hieß es erst einmal warten. Dreimal sechs Minuten, bis die Konkurrenz durch war. Erst dann würden sie wissen, ob sie tatsächlich den elften Titel in Folge gewonnen haben. Hinzu kam die Ratlosigkeit bei Tänzern, Trainern  sowie dem Publikum über die Wertung von 34,08 Punkten – einen ähnlichen niedrigen Wert hatte es für die Grün-Gold-Formation noch nie gegeben. Das ließ nichts Gutes ahnen. Dabei hatte die Mannschaft von Roberto Albanese bis auf einen winzig kleinen Fehler eine überragende Leistung in allen drei Runden gezeigt. Am Ende aber dann doch die Erlösung: Der Grün-Gold-Club siegte einmal mehr vor der Formationsgemeinschaft Bochum/Velbert (32,69) und dem Team von Blau-Weiss Buchholz (32,458).


Es war der 13. Meistertitel insgesamt für die Bremer, die sich einmal mehr freuten, als ob es der erste gewesen sei. „Jeder Titel ist besonders, weil ja auch immer neue Tänzer und Tänzerinnen dabei sind und die Voraussetzungen immer anders sind“, sagt Trainer Roberto Albanese, der von der Warterei genauso genervt war wie sein Team. „Die Spontanität geht ein wenig verloren mit dem neuen System“, erklärt Thomas Friedrich, „wobei die Anspannung schon noch bleibt und sich dann auch wieder mit voller Wucht entladen kann.“ Thomas Friedrich kennt solche Situation zur genüge. 13 mal sind die Bremer deutscher Meister, und er war immer dabei. Von Beginn an, als die Formation noch gar nicht Bestandteil des Grün-Gold-Club war. An diesem Montag wird Friedel, wie er liebevoll von seinem Team gerufen wird, 40 Jahre alt. Man sieht es ihm nicht an, vor allem auf dem Parkett wirbelt er wie schon zu früheren Zeiten.
Dementsprechend gelassen geht Thomas Friedrich auch mit dem neuen Verteilungskampf um die Formationsplätze beim Grün-Gold-Team um. Nach dem Rückzug des B-Teams standen 14 Paare im Training auf der Fläche, nur die acht besten schließlich tanzten am Sonnabend vor 8000 begeisterten Zuschauern um den Titel. Thomas Friedrich war dabei. „Natürlich will der Nachwuchs auch ran, aber sie müssen erst noch mal nachlegen“, erklärt der Oldie in der Formation. „Aber wenn es dann soweit ist, geht das auch in Ordnung.“

Noch aber scheint für den 40-Jährigen kein Ende in Sicht. Solange er so überzeugend tanzt, müssen sich die Ersatzleute mächtig anstrengen, an ihm vorbeizukommen. Einer jedoch hat schon jetzt den Sprung in die DM-Mannschaft des Grün-Gold-Club geschafft. Julian Warnke war überglücklich über seinen ersten Titel. „Es ist so ein überwältigendes Gefühl, so krass, ich kann’s kaum beschreiben“, meinte er bei der Siegerehrung. Er bestätigte zudem, wie hart die Auslese für die ersten acht Paare gewesen sei. „Da wird Dir nichts geschenkt. Du musst jedes Training, jede Runde dich durchkämpfen.“ Das gelte auch für die Weltmeisterschaft in vier Wochen in Wien.

Dort dürfte Roberto Albanese womöglich den Paaren den Vorzug geben, die am Sonnabend einmal mehr die Choreografie „Noises, Voices, Melodies“ tänzerisch überaus elegant, aber zugleich auch dynamisch und rasant auf dem Parkett interpretiert haben. Im Vorfeld spekulierte die Konkurrenz noch, Bremen habe seine besten Tänzer und Tänzerinnen verloren und somit seien ihre Chancen auf Platz eins jetzt endlich mal vorhanden. Daraus wurde bekanntlich nichts. Roberto Albanese bot seine beste Mannschaft auf, darunter allein sieben Weltmeister bei den Herren. Der Konkurrenzkampf innerhalb des Clubs war vorab ziemlich heftig, wie der Trainer immer wieder betonte, aber das habe alle motiviert, ihre tänzerischen Qualitäten noch weiter zu steigern, sagte Albanese.

Die Konkurrenz musste also einsehen: Es gibt zurzeit keine tänzerisch bessere und innovativere Lateinformation in Deutschland als die des Grün-Gold-Clubs. Auch wenn Buchholz‘ Trainerin Franziska Becker sich zu Recht freute, mit der Leistung ihrer Mannschaft zumindest an die Top-Teams heran gekommen zu sein.

Doch niemand verbindet Musik und Tanz mit Höchstschwierigkeiten so perfekt wie die Bremer. Sie sind von Kopf bis Fuß in ständiger Bewegung, abgestimmt mit jedem Musikakkord. Nichts passiert zufällig, alles ist durch choreografiert. Es gibt keinen Stillstand. Bundestrainer Horst Beer sagte vor der Meisterschaft, dass der Formationssport in den letzten zehn Jahren schneller und sportlicher  geworden sei. Der Grün-Gold-Formation gelingt es, dies alles mit tänzerischer Eleganz und hoher Musikalität zu verbinden. Alles geht spielerisch ineinander über.

Grund zum Jubeln bei der TSG Bremerhaven

Soweit ist die TSG Bremerhaven noch längst nicht. Der Aufsteiger hatte aber dennoch allen Grund zum Jubeln. Denn bei seinem Comeback schaffte er auf Anhieb den Sprung ins Finale und wurde Vierter mit 30,33 Punkten. TSG-Trainer Dirk Buchmann war dementsprechend begeistert. „Das hätten wir uns morgens noch nicht träumen lassen“, sagte Buchmann, „unser Ziel war es, nicht abzusteigen, und erst einmal die Zwischenrunde zu schaffen.“ Alles andere sei Zugabe gewesen. Und so hatte die TSG im Finale nichts mehr zu verlieren und konnte befreit auftanzen.

Stolz war natürlich auch Horst Beer, der die Musik und die Choreografie „Matrix“ entwickelt hatte. „Das war eine tolle Leistung“, erklärte der Bundestrainer aus Bremerhaven, „vor allem wenn man bedenkt, dass die alle noch so jung sind und ziemlich Angst hatten vor ihrem ersten Meisterschaftsauftritt.“ Das gelungene Comeback dürfte der Mannschaft auf jeden Fall viel Selbstbewusstsein für die kommende Bundesligasaison geben, die im Januar startet.

Die Bundesliga wird auch für die Ersatzmitglieder der Grün-Gold-Formation eine Bühne sein, sich zu präsentieren. „Das habe ich versprochen“, erklärt Roberto Albanese, „alle sollen dort eine Chance erhalten.“ Dann wird auch für sie das quälende Warten auf einen  ersten Einsatz endlich ein Ende haben.